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Tinnitus-Schweregrad

Der Schweregrad des Tinnitus ist ein Maß, mit dem die psychologische Gesamtbelastung durch die Ohrgeräusche eingestuft werden kann. Ein Tinnitus kann weitreichende psychologische Folgen für den Betroffenen sowie die Personen in seinem Umfeld haben.

Die häufig permanenten Ohrgeräusche führen beim Betroffenen etwa zu Beeinträchtigungen der Konzentrationsfähigkeit und in der Folge zu weiteren psychologischen Problemen. Mit Hilfe von Schweregraden lässt sich der bestehende Leidensdruck durch einen Tinnitus ausdrücken.

Die psychologische Belastung, die mit einem Tinnitus verbunden ist, steht manchmal in keinem Zusammmenhang mit der empfundenen Lautstärke oder der Tonhöhe des Ohrgeräusches. Deshalb ist es sinnvoll, die psychologische Belastungssituation des Tinnitus-Patienten unabhängig davon zu quantifizieren.

Wozu führt man eine Schweregradbestimmung bei Tinnitus durch?

Eine Schweregradbestimmung ist insbesondere sinnvoll, um die psychische Belastung des Betroffenen in unterschiedlichen Bereichen seines Lebens zu quantifizieren. Inwiefern ein Ohrgeräusch für ein Individuum belastend ist, lässt sich weder aus Frequenz, Lautstärke noch aus Art des Ohrgeräusches (Hämmern, Pfeifen, Zischen) ablesen:

Manche Personen haben ein sehr prominentes Ohrgeräusch, welches nur schwer zu maskieren ist, sind aber psychisch noch so stabil, dass sie eher wenig leiden. In diesem Fall spricht man vom "Zufriedenheitsparadoxon". Der umgekehrte Fall ist ebenfalls denkbar: So gibt es Personen, die mit einem verhältnismäßig leicht zu maskierenden Tinnitus und bei einer insgesamt wenig beeinträchtigten Hörleistung einen starken Leidensdruck vorweisen. Ärzte bezeichnen diese Situation als "Unzufriedenheitsdilemma".

Wie wird der Schweregrad bestimmt?

Die Erfassung läuft in der Regel durch ein strukturiertes Interview durch einen Arzt oder Psychologen, aber auch Fragebogenformen sind im Klinikalltag gängig. Es handelt sich um ein subjektives Maß, da die individuelle Belastung nicht objektiv messbar ist. Die Einstufung macht jedoch keine Aussagen über die Ursachen der Belastung. Die Ursachen der Belastung zu erheben ist insbesondere bei Grad III und IV (dekompensierter Tinnitus) wichtig, da hier besonders häufig mit psychiatrischen Begleiterkrankungen zu rechnen ist. Anhand der gewonnenen Informationen kann sich der Untersuchende einen Überblick über die Belastungssituation des Betroffenen verschaffen.

Was bedeuten die unterschiedlichen Schweregrade?

Tinnitus-Schwergrad

Es gibt mehrere psychologische Verfahren um die Schweregradbestimmung eines Tinnitus vorzunehmen. In der Regel gibt es dabei drei bis vier Ausprägungen, wobei höhere Stufen eine stärkere Betroffenheit ausdrücken. In der Schweregradbestimmung nach Biesinger gibt es beispielsweise vier Abstufungen:

Grad I: leichtgradig

Der Tinnitus belastet den Betroffenen kaum. Trotz der Ohrgeräusche besteht kein Leidensdruck.

Grad II: mittelgradig

Betroffene kommen noch ohne größere negative Folgen mit ihrem Alltag zurecht. Der Tinnitus wird in bestimmten Situationen oder bei Stress jedoch als belastend erlebt.

Ab Grad III spricht man vom einem dekompensierten Tinnitus:

Grad III: schwergradig

Es bestehen dauerhafte Beeinträchtigungen der Lebensqualität sowie der beruflichen Leistungsfähigkeit. Störungen im emotionalen, körperlichen sowie kognitiven Bereich sind zu erwarten. Noch sind die betroffenen Personen arbeitsfähig.

Grad IV: sehr schwergradig

Völlige Dekompensation: Betroffene sind beruflich wie privat schwer beeinträchtigt. Arbeisunfähigkeit.

 

 


Quelle:
Goebel, Biesinger, Hiller, Greimel: Der Schweregrad des Tinnitus.

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